Die Eppanerin Maria Hechensteiner über ihr Kinderwunschbuch, die Probleme kinderloser Paare und ihre kritische Einstellung zum Gesetz zur künstlichen Befruchtung.
TAGESZEITUNG: Vor ein paar Monaten ist ein Buch von Ihnen über Ihren Weg zum Wunschkind erschienen. Aus welchem Grund haben Sie es geschrieben?
MARIA HECHENSTEINER: Immer mehr Paare haben heutzutage Schwierigkeiten, Kinder zu bekommen, und wenden sich daraufhin an die Fortpflanzungsmedizin. Die Kinderwunschbehandlungen sind aber mit großem psychischen und physischen Stress verbunden, vor allem, wenn sie fehlschlagen, was oft genug der Fall ist. Viele Betroffene fühlen sich in dieser Situation allein gelassen. Da dieses Problem immer noch ein Tabu ist, finden sie - gewollt oder ungewollt - in ihrer Umgebung keine Hilfe. Mein Buch wendet sich an diese Menschen. Ein Einzelschicksal kann ihnen in ihrer Situation vielleicht besser helfen als medizinische Erklärungen und gut gemeinte Ratschläge.
Das Einzelschicksal ist in diesem Fall Ihres. Braucht es nicht viel Mut, um mit einer so persönlichen Geschichte an die Öffentlichkeit zu gehen?
Es war für mich nicht leicht, mit diesem Buch, das auch sehr intime Passagen enthält, an die Öffentlichkeit zu gehen. Ich hätte es auch unter einem Pseudonym veröffentlichen können, aber dann hätte auch ich mich dem Tabu gebeugt, das ich eigentlich brechen will. Zudem haben mich sehr gebildete Menschen, wie ein österreichischer Facharzt und Universitätsprofessor, dazu ermutigt, meine Geschichte zu veröffentlichen. Die Reaktionen, die ich bekommen habe, waren übrigens durchwegs positiv. Auch Frauen mit Kindern und andere Nicht-Betroffene versicherten mir, dass sie das Buch regelrecht verschlungen hätten. Es geht darin nämlich auch um Frauengesundheit und Naturheilkunde im Allgemeinen.
Das Besondere an Ihrer Geschichte ist, dass Sie trotz Ihrer Schwierigkeiten schließlich auf ganz natürliche Weise schwanger wurden.
Ich leide an Endometriose. Diese Krankheit verursacht schmerzhafte Entzündungen und Verwachsungen im Unterleib und kann zu Unfruchtbarkeit führen. Es muss allerdings nicht so sein. In meinem speziellen Fall wurde mir nach einer Operation und der Diagnose „Endometriose“ gleich zu künstlicher Befruchtung geraten. Als diese erfolglos blieb, brauchte ich dringend eine Pause. In dieser Pause stellte sich das Wunschkind ein. Meiner Meinung nach sollten die Ärzte nicht zu schnell zu künstlicher Befruchtung raten. Die Belastungen sind nämlich sehr groß und wären in meinem Fall gar nicht nötig gewesen.
Sie haben Ihr Buch nicht in einem Südtiroler, sondern in einem deutschen Verlag herausgebracht. Warum?
Mein Buch ist im Würzburger Diametric Verlag erschienen, der sich auf Frauenforschung und Frauengesundheit spezialisiert hat. Zudem ist die Problematik „ungewollt kinderlos“ ja nicht regional begrenzt. Ich freue mich, dass ich mit meinem Buch betroffene Frauen im ganzen deutschen Sprachraum erreichen kann.
Im Zusammenhang mit dem Gesetz zur künstlichen Befruchtung haben Sie in Südtirol als Erste öffentlich auf dessen frauenfeindliche Aspekte hingewiesen.
Es war mir ein Anliegen, die frauenfeindliche Seite dieses Gesetzes aufzuzeigen, und ich freue mich, dass meine Argumentation auch von Fachleuten übernommen wurde. Wenn die Anzahl der einzupflanzenden Embryonen beschränkt wird, die lebensfähigen nicht von den lebensunfähigen selektiert und die Embryonen auch nicht eingefroren werden dürfen, dann heißt das in einfachen Worten, dass die betroffenen Frauen sich öfter als bisher den Belastungen der künstlichen Befruchtung aussetzen müssen. Das ist gesundheitsgefährdend und damit frauenfeindlich.
Sie beschränken sich bei Ihrem Engagement nicht nur auf das Verfassen eines Buches, sondern halten auch Vorträge?
Vor einem Monat habe ich in Deutschland auf Einladung der Deutschen Endometriose-Vereinigung einen Vortrag gehalten. Im Herbst sind Buchvorstellungen in Österreich geplant. Und am 22. Mai werde ich im Haus der Familie am Ritten zusammen mit einer Ärztin ein Seminar für ungewollt kinderlose Frauen und Männer abhalten. Ich hoffe, dass sich viele Betroffene anmelden.
Wie geht es Ihnen zur Zeit gesundheitlich?
Endometriose ist eine Krankheit, die große Beschwerden hervorrufen kann, vor allem während der Menstruation. Zur Zeit geht es mir recht gut. Sollten die Beschwerden aber wieder zunehmen, werde ich mich wohl wieder einer Operation unterziehen müssen.
Interview: Hanna Lausch
Die neue Südtiroler Tageszeitung 8./9. Mai 2004