Maria Hechensteiner
Mein Weg zum Wunschkind
Ein Mutmacher-Tagebuch für ungewollt kinderlose Frauen
Diametric Verlag, Würzburg 2003
Broschur; 112 Seiten;
ISBN 3-9805677-9-6
Im Mai 2010 erscheint eine überarbeitete Neuausgabe dieses inzwischen vergriffenen Buches. Informationen unter www.orchideenblueten.com!
Am Nachmittag hatten wir zufällig in der Stadt zu tun. Als wir am Krankenhaus vorbeifuhren, konnte ich meinen Blick nicht davon lösen. Da drin, da drin waren sie, unsere vier Mäuschen! Ruhten in einem Brutschrank und warteten darauf, dorthin zu kommen, wo sie hingehörten: in den Bauch ihrer Mutti. Was für ein Gefühl von Aufregung und Glück!
Dieses Buch ist allen Frauen gewidmet, die sich ein Kind wünschen und (noch) keines haben. Indem ich meine Geschichte erzähle, möchte ich jenen Frauen eine Stimme geben, die unter ihrer ungewollten Kinderlosigkeit und den oft jahrelangen belastenden, erfolglosen Therapien stumm und unverstanden leiden. Und es soll Mut machen. Mut dazu, dem eigenen Körper zu vertrauen, die eigenen Bedürfnisse und Gefühle wahr- und ernst zu nehmen und die Medizin als Partnerin und nicht als übergeordnete, unbeeinflussbare Macht zu betrachten. Mut auch zur Hoffnung auf unerwartete Ereignisse - auf die kleinen und größeren Wunder.
Maria Hechensteiner,
inzwischen glückliche Mutter einer gesunden Tochter
Geleitwort |
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Maria ist 31 Jahre alt, als sie und ihr Mann sich ein Kind wünschen. Doch wegen plötzlich auftretender Unterleibsschmerzen muss sich Maria einer Operation unterziehen. Die Ärzte vermuten Krebs und schließen eine Entfernung ihrer Fortpflanzungsorgane nicht aus. Völlig verzweifelt sieht sie dem Eingriff entgegen. Sie verliert schließlich den linken Eierstock und Eileiter. Ursache: Endometriose, ein weit verbreitetes Frauenleiden.
Da Endometriose die Fruchtbarkeit mindert, wird Maria zu In-Vitro-Fertilisation geraten. Eigentlich stand sie künstlicher Befruchtung immer ablehnend gegenüber; doch ehe sie sich 's versieht, findet sie sich in der Welt der Reproduktionsmedizin wieder. Es ist eine Welt der kinderlosen Paare, der Hormonspritzen und Operationen, eine Welt der Hoffnung und allzu oft auch der Verzweiflung.
Mit großer Zuversicht sieht Maria ihrem ersten IVF-Versuch entgegen. Er scheitert. Darauf nicht vorbereitet, stürzt sie in ein tiefes seelisches Loch. Unsicherheit und Zweifel an der Sinnhaftigkeit dieser Behandlung kommen auf. Ein zweiter Versuch scheitert ebenfalls. Enttäuscht und ernüchtert beschließt Maria, eine IVF-Pause einzulegen und mehr auf ihren Körper zu achten.
Nun beginnt eine neue Phase in ihrem Leben: Sie beschäftigt sich mit Naturheilkunde, Homöopathie, besucht eine Märchentherapeutin und sie und ihr Mann „adoptieren“ einen kleinen Hund. Mit diesem unternimmt sie ausgedehnte Spaziergänge in freier Natur, und je weiter sie wandert, desto mehr entfernt sie sich von der Welt der Reproduktionsmedizin.
Wegen der Endometriose steht wieder eine Operation ins Haus. Maria hat den Termin bereits fixiert, doch dann, dann kommt etwas dazwischen ...
Die Geschichte gliedert sich in drei Teile. Im ersten gerät die Protagonistin in den Sog der Schulmedizin, gibt die Verantwortung für ihren Körper an die Ärzte ab. Menschlichkeit und Einfühlsvermögen sind in dieser Welt keine Selbstverständlichkeit. Im Mittelpunkt dieses Teils steht das Ringen um die richtige Entscheidung: IVF ja oder nein?
Im dritten Teil ist die Protagonistin mündig geworden. Sie wählt mit Sorgfalt ihre Ärzte aus und entscheidet selbst, was ihr gut tut und was nicht.
Den Übergang vom ersten zum dritten Teil bildet das „Alice-Kapitel“. Es führt gänzlich weg von der Welt der Medizin und lockert damit die Geschichte auf. Es gibt auch einen kleinen Einblick in die Südtiroler Landeskunde. Das Bild der Wandernden steht symbolisch für die Wandlung, Reifung der Protagonistin.
Die Grundstimmung des Buches ist zunächst düster (Angst vor Krebs und Totaloperation) und wird mit jedem Kapitel heller, heiterer. Es fehlt auch nicht an (Selbst-)Ironie. Am Ende schließlich das Happy End.
Der Titel „Orchideenblüten“ bezieht sich auf ein Bild, das im Text zweimal vorkommt. Die Orchideenblüten werden durch ihre Prächtigkeit zum Symbol für Fruchtbarkeit und Fortpflanzung. Auch das Wort „Orchidee“ verweist in diese Richtung: es stammt aus dem Griechischen „orchis“, was „Hode“ heißt. Der Untertitel „Mein Weg zum Wunschkind“ ist im übertragenen, aber auch im wörtlichen Sinn zu verstehen. Die langen Spaziergänge mit dem Hund, wie sie im 15. Kapitel beschrieben werden, bildeten ohne Zweifel die psychische und körperliche Voraussetzung für die nachträglich eingetretene Schwangerschaft.
Die Geschichte spielt in Südtirol/Italien, hätte sich aber genauso gut in Deutschland oder Österreich zutragen können. Die folgende Tabelle zeigt die Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den gesetzlichen Bestimmungen zur künstlichen Befruchtung zwischen Deutschland, Österreich und Italien, die in diesem Buch vorkommen (in Italien gilt seit Februar 2004 ein neues Gesetz zur künstlichen Befruchtung):
Deutschland | Österreich | Italien (neu: 2004) | |
Präimplantationsdiagnostik | verboten | verboten | |
Eizellspende | verboten | verboten | |
IVF nur für verheiratete Paare? | meist Einschränkung auf Ehepaare | auch für Paare, die in einem eheähnlichen Verhältnis leben | |
maximale Zahl der für die Einpflanzung in die Gebärmutter erlaubten Embryonen | 3 | 2 (empfohlen) | |
maximale Zahl der von der Krankenkasse bezahlten IVF-Versuche | (seit 2004) KK übernimmt 50 % der Kosten bei max. 3 Versuchen | KK übernimmt in bestimmten Fällen 70% der Kosten |